Dringliche Forderungen bezüglich der allgemeinen Prüfungssituation an den bayerischen Universitäten in Zeiten von Corona

Die Unruhe und Unsicherheit der Studierenden im BLLV und in ganz Bayern hinsichtlich der anstehenden Prüfungen an den bayerischen Universitäten steigt von Tag zu Tag. Die bisherige Planung der Prüfungsphase ruft bei uns Unverständnis und Ratlosigkeit hervor, denn aktuell wird oft nur die Möglichkeit einer Präsenzprüfung angeboten. Daher wenden wir uns mit dringlichen Forderungen zur Prüfungssituation an den Kultusminister.

Der Brief ans Kultusministerium im Wortlaut

 

An den Staatsminister

für Bildung und Kultus: Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL

An den Staatsminister

für Wissenschaft und Kunst: Bernd Sibler, MdL

Dringliche Forderungen bezüglich der allgemeinen Prüfungssituation an den bayerischen Universitäten in Zeiten von Corona

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

die Unruhe und Unsicherheit der Studierenden im BLLV und in ganz Bayern  hinsichtlich der anstehenden Prüfungen an den bayerischen Universitäten steigt von Tag zu Tag. 

Im Sinne all unserer Mitglieder und Kommiliton*innen richten wir nun folgende Forderungen an Sie, mit der dringenden Bitte, sich diesen anzunehmen und umzusetzen.

Die momentane, coronabedingte Situation beschäftigt unsere Gesellschaft schon nun seit knapp einem Jahr in dem viel passiert ist, in dem aber auch Vieles möglich gemacht wurde, was vorher nicht möglich schien. Bereits im Frühjahr wurden erfreulicherweise Online-Prüfungsformate zugunsten der Studierenden angeboten, die es ermöglicht haben, eine Prüfungsleistung abzulegen, ohne dabei das Risiko einer Infektion einzugehen.

Allerdings fühlen wir uns nun in genau dieser Hinsicht im Stich gelassen: Wenn wir weiterhin Rücksicht auf Angehörige und Risikogruppen nehmen und uns selbst schützen wollen, müssen wir Studierende dabei unterstützt werden. Die bisherige Planung der Prüfungsphase ruft bei uns jedoch Unverständnis und Ratlosigkeit hervor, denn aktuell wird oft nur die Möglichkeit einer Präsenzprüfung angeboten, die genau diese Rücksichtnahme enorm erschwert und für alle Beteiligten ein Infektionsrisiko birgt.

Sie stellt uns Studierende vor die Wahl, eben dieses Risiko einzugehen oder aber keine Prüfungsleistung ablegen zu können. Gerade nach einem digitalen Semester, welches gezeigt hat, welche Bandbreite an alternativen Prüfungen möglich ist, wenn man nur will, finden wir diese Situation schlichtweg nicht tragbar.

Deshalb fordern wir Folgendes:

Planungssicherheit:

Viele Studierende wissen bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht, in welcher Form die Leistungsmessung stattfinden wird. Da jedoch die An- und Abmeldezeiträume für die Prüfungen begrenzt sind, fordern wir eine frühzeitige Bekanntgabe der Prüfungsformate, sodass eine rechtzeitige und fristgerechte Abmeldung stets möglich ist. Alternativ würde auch eine Verlängerung dieser Abmeldefristen zu mehr Planungssicherheit führen.

Entgegenkommende Regelungen bei Prüfungsverhinderung:

Aufgrund der derzeitigen Situation, in der man zB. jederzeit mit häuslicher Quarantäne konfrontiert werden kann, darf es nicht sein, dass nicht angetretene Prüfungen als Versuch gewertet werden. Wir fordern hier konkret, dass es eine Freiversuchsregelung für die Prüfungen im Wintersemester 2020/21 gibt. Viele Prüfungen haben nur eine begrenzte Anzahl an möglichen Wiederholungsversuchen. Hier müssen adäquate Lösungen gefunden werden, die Studierenden, die unverschuldet nicht an einer Prüfung teilnehmen können, nicht zu Nachteil werden.

Alternative Prüfungsformate:

In Zeiten einer Pandemie darf eine Präsenzprüfung nicht die einzige Möglichkeit sein, eine Prüfungsleistung abzulegen. Aus den oben bereits erwähnten Gründen ist es auch für viele Studierenden nicht tragbar, an einer Präsenzprüfung teilzunehmen und sich so einem Infektionsrisiko auszusetzen. Wir fordern hier alternativ angebotene Prüfungsformate, die es auch benachteiligten Gruppen ermöglichen, an einer Leistungsmessung teilzunehmen. Die über das Semester geleistete Arbeit würde so noch mehr wertgeschätzt und anerkannt werden. Konkret könnten sich solche alternativen Prüfungsformate in Form einer Hausarbeit, Online-Prüfungen oder Portfolios darstellen.

Einige bayerische Universitäten (wie zB die Universität Regensburg) haben bereits Präsenzprüfungen abgesagt und versuchen diese bestmöglich durch alternative Prüfungsformate zu ersetzen. Wir finden aber es kann nicht davon abhängig sein an welcher Uni man studiert, weshalb wir uns hier klare und einheitliche Vorgaben für die Universitäten wünschen.

Zugang zu Fachliteratur

Der Zugang zu Fachliteratur ist in der Prüfungsphase wichtiger denn je. Viele Studierende schreiben Hausarbeiten oder halten als Abschluss ihrer Seminare Referate, in denen von ihnen verlangt wird nicht nur Online-quellen zu zitieren. Wie soll dies aber möglich sein ohne Zugang zu geeigneter Fachliteratur? Die Uni-bibliotheken sind seit Mitte Dezember geschlossen. Dies ist aufgrund der aktuellen Infektionslage mehr als nachvollziehbar. Wir können aber nicht nachvollziehen warum die Ausleihe und Rückgabe von Büchern ebenfalls untersagt bleibt. Studierende haben momentan nur die Möglichkeit auf begrenzte E-Medien zuzugreifen. Eine Ausleihe ließe sich auch kontaktlos gestalten und wäre im Hinblick auf die momentan stattfindende Prüfungsvorbereitung, auch die des Staatsexamens, eine große Erleichterung für viele Studierende.

Die Coronapandemie hat bereits gezeigt, dass es durchaus möglich ist, Regelungen zu treffen, die allen Lehramtsstudierenden die Möglichkeit eröffnet, das Studium weitgehend normal durchzuführen. Nicht alle Studierenden haben die finanziellen Ressourcen, das Studium um beliebige Semester zu verlängern. Stetig wachsender emotionaler Stress und Druck durch die Verlängerung des Studiums sollten und müssen unserer Meinung nach vermieden werden. Ein eindeutiger Schritt wäre daher die Bereitstellung und Bereitschaft für alternative Prüfungsformate, die neben Präsenz-Prüfungen angeboten werden.

Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen auch für Ihren unermüdlichen Einsatz und das stets offene Ohr für die Belange der Studierenden zu danken sowie für die bereits getroffenen und ausgeweiteten Regelungen. 

Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Simone Fleischmann (BLLV-Präsidentin) Laura Teichmann (1. Vorsitzende der Studierenden im BLLV)

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