In einem offenen Brief wenden wir, der Vorstand der Studierenden im BLLV, uns an den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume um unsere Forderungen zur Bildungsgerechtigkeit darzulegen. Den gesamten Brief könnt Ihr hier nachlesen!

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

wir begrüßen die Gründung des Landesstudierendenrats und dessen gesetzliche Legitimation als einen wichtigen Schritt zur Demokratisierung der Hochschulen. Darin sehen wir außerdem einen Beitrag zur Kooperation zwischen den Hochschulen sowie die Möglichkeit, die Interessen der Studierenden effektiver zu vertreten.

Dennoch möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf einige Punkte lenken, die nicht nur uns, sondern auch vielen Mitstudierenden wichtig sind und Verbesserungen erfordern.

1.   Studentisches Mitspracherecht stärken

Trotz der Gründung des Landesstudierendenrats fehlt es noch an demokratischer Mitentscheidung an Hochschulen. Entscheidungen über Lehrpläne, Finanzen und strukturelle Veränderungen an Universitäten werden oft ohne genügend Beachtung der Stimmen und Bedürfnisse der Studierenden getroffen. Unter der Kluft zwischen den Entscheidungsträger*innen und den Studierenden leidet die Lehrqualität, die Vielfalt der Studieninhalte und die Zugänglichkeit der Bildung. Demokratische Hochschulgremien sollten von Beginn an in Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden.

2.   Verankerung des Lehramts in der Hochschulpolitik

Im Wintersemester 2022/2023 waren 15 Prozent der Studierenden an bayerischen Universitäten für das Lehramtsstudium immatrikuliert. Dennoch ist der Studiengang nur schwach in der Hochschulpolitik vertreten. Wir fordern eine Verankerung von Vertreter*innen der universitären Lehrkräftebildung in der Hochschulpolitik.

3.   Förderung von Erstakademiker*innen

Ein zentrales Anliegen von uns ist die Förderung von Bildungsgerechtigkeit durch gezielte Unterstützung von Erstakademiker*innen und die Stärkung von Gendergerechtigkeit an unseren Hochschulen. Die Einführung von speziellen Förderprogrammen und Beratungsangeboten wird hier einen bedeutenden Beitrag leisten, um allen Studierenden gleiche Chancen zu ermöglichen.

4.   Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und Förderprogramme

Durch die steigenden Mietkosten und die Erhöhung der Zinsen der KfW-Studienkredite stehen Studierende oftmals vor finanziellen Hürden. Wir fordern mehr Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und finanzielle Förderprogramme, damit Studierende nicht mit übermäßig finanziellen Belastungen zu kämpfen haben.
Die finanziellen Mittel für die Lehrkräfteausbildung zu erhöhen, könnte dazu beitragen, die Attraktivität des Studiums zu steigern. Besonders in Zeiten des Lehrkräftemangels ist qualifizierter Nachwuchs entscheidend.

5.   Forschung auch an bayerischen Schulen

Des Weiteren ist die Finanzierung der Forschung an bayerischen Schulen ein wichtiger Punkt. Wegen fehlender Studien an Schulen in Bayern sind die Hochschulen gezwungen, sich auf andere Studienergebnisse zu beziehen. Da die Bildungssysteme jedoch signifikante Unterschiede aufweisen, können diese nicht ohne weiteres auf das bayerische Schulsystem übertragen werden. Wir fordern höhere Investitionen in die Forschung an bayerischen Schulen. Nur so wird das Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert in Bayern auf Grundlage von eigenen empirischen Daten der Bildungslandschaft gerecht.

Als Vorstand der Studierenden im BLLV liegt uns das Thema Chancengleichheit in der Bildung besonders am Herzen. Daher richten sich all unsere genannten Forderungen darauf aus, dieses Streben zu unterstützen. Wir sind der Überzeugung, dass Bildung für alle zugänglich und von hoher Qualität sein sollte. Aus diesem Grund hoffen wir, dass diese Anliegen Ihr Interesse wecken und Sie unsere Bemühungen unterstützen werden.

Für weitergehende Gespräche zu allen genannten Themen stehen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Lena Schäffer  

1. Vorsitzende der Studierenden im BLLV

Aufgrund der hohen Bedeutsamkeit des Themas für alle Studierenden an bayerischen Universitäten werden wir dieses Schreiben in Kopie auch an die Staatsministerin für Unterricht und Kultus geben sowie auf unseren Kanälen veröffentlichen.