Schwachstellen in der Lehrerbildung

Dass es in der aktuellen Lehrerbildung einige Schwachstellen gibt, ist mittlerweile fast jedem bekannt. Wir Studierende treffen schon vor Beginn des Studiums auf einige. Das fängt mit der Wahl des Lehramts an.

Für welche Schulart möchte ich LehrerIn werden? Vor sechs Jahren hieß es noch, studiert bloß nicht Grundschulehramt! Da gibt es viel zu viele Lehrer, keine freien Stellen, keine Anstellungschancen nach dem Studium. Heute werden Grundschullehrer mehr denn je gesucht. Hat man sich dann für ein Lehramt entschieden, steht man vor der nächsten Hürde, oder dem Problem keiner Hürde. Je nach Uni, Schulart und Fächer gibt es einen Numerus Clausus, den man erfüllen muss.

Was ist, wenn aber genau das Lehramt oder die eine Fächerkombination der Traumberuf ist, man von den Interessen und Fähigkeiten perfekt für diesen Lehrerberuf geeignet ist, aber der NC einfach nicht stimmt?

Anders herum besteht eine ähnliche Problematik. Die Aussicht auf eine Verbeamtung, viele Ferien und ein gutes Gehalt lockt viele zum Lehramt, die aber eigentlich auf die Arbeit mit Kindern nicht so viel Lust haben, aber es ist eben Mittel zum Zweck. Oder man weiß sonst nicht, was man studieren soll, also eben Lehramt. Für einige endet an dieser Stelle der Weg zum Lehrberuf, die wunderbar für ihn geeignet wären; viele andere können das Studium beginnen, obwohl sie nicht mit Kindern umgehen können und eigentlich keine Lust haben, LehrerIn zu sein. Braucht es an dieser Stelle nicht einen Art Eignungstest, der unabhängig der bisherigen schulischen Leistungen überprüft, ob man für den Lehrerberuf geeignet ist? Ich denke jeder kann sich an die LehrerInnen in der Schulzeit erinnern, die unmotiviert waren, die Lust am Lernen genommen haben und seit Jahrzenten die gleichen Materialien verwenden. Soll das weiterhin zugelassen werden?

Das Studium dann ist je nach Universität nicht immer ganz einheitlich; was aber sicher ist: es gibt meistens nicht sonderlich viele Möglichkeiten, das Studium individuell gestalten zu können. Das Angebot ist nicht so umfangreich, wie es gewünscht wird, der Studienverlaufsplan lässt kaum zu, Veranstaltungen, die dem persönlichen Interesse entsprechen, zu belegen (zumindest nicht in der Regelstudienzeit) und Quereinsteigern aus Fachwissenschaften in das Lehramt oder Aussteigern aus dem Lehramt in eine Fachwissenschaft wird es besonders schwer gemacht. Auch die Prüfungskultur im Lehramtsstudium ist so eine Sache für sich. Viele Klausuren in kürzester Zeit, meist nur Multiple- oder Single-Choice Klausuren und Hausarbeiten über Themen, die kaum etwas mit dem schulischen Kontext zu tun haben; bereitet so etwas uns StudentInnen auf die Lehrerrolle vor, in der wir auch Leistungsmessungen vornehmen müssen?

Wenn wir an der Uni durch Frontalunterricht lernen, wie schlecht genau dieser ist, oder Massen an Folien und Texten mit Inhalten auswendig lernen müssen, die betonen, wie schlecht das reine Auswendiglernen ist?

Hat man dann alle Module im Studium erfolgreich absolviert, kommt die finale Prüfung, das erste Staatsexamen. Darum wird schon zu Beginn des Studiums viel Panik gemacht, es kursieren Horrorgeschichten von Prüfungsaufgaben und jedem graut es vor den Monaten, die man für das Examen lernen muss. Zudem sind an den jeweiligen Universitäten die Vorbereitungen darauf extrem unterschiedlich. Es gibt teilweise an einigen Standorten zu bestimmten Fächern gar keine Examensvorbereitungskurse. Die Korrektur ist auch so eine Sache, denn ohne einen einheitlichen Erwartungshorizont kann nicht bayernweit objektiv korrigiert werden. Und ist denn das Staatsexamen in der heutigen Zeit noch ein passender Hochschulabschluss? Wäre es nicht wesentlich praktischer auch im Lehramt Bachelor- und Masterabschlüsse einzuführen, wodurch zum einen die große Prüfung des Staatsexamens entschärft wird und zum anderen das Einsteigen in das Lehramt sowie das Wechseln vom Lehramt weg, viel flexibler wären?

Und es gibt noch mehr Fragen: Was wünsche ich mir für mein Studium? Was hat mir im Studium gefehlt? Welche Änderungen bereiten besser auf das Referendariat und das Lehrersein vor? Klar ist:

Wir müssen uns diese Fragen stellen und uns dafür einsetzen, dass sich etwas bewegt!

 

Ein Kommentar von Laura Teichmann, Vorsitzende der SG Passau

Weiterführende Links

Die Studierenden im BLLV haben im Rahmen der Aktion "Bildung wählen" die Fraktionen, die zu der Zeit im Landtag vertreten waren, zu verschiedenen Themen der Lehrerbildung befragt. Die Antworten findest Du hier.

Der BLLV hat mit dem Modell: Flexible Lehrerbildung einen konkreten Reformvorschlag zur Lehrerbildung vorgelegt. Hier findest Du weitere Informationen dazu.