Pädagogik-Professor kritisiert Einsatz von Quereinsteiger*innen an Schulen
Der Professor für Schulpädagogik an der Universität Passau, Norbert Seibert, bekundet in einem Artikel der Passauer Neuen Presse, dass er die Maßnahmen bezüglich der Quereinsteiger*innen an Mittelschulen in Bayern, nicht nachvollziehen kann.
Bayern ist eines der wenigen Bundesländer, das noch immer vehement am Staatsexamen als einzige und sichere Qualitätssicherung für den Lehrberuf festhält. Studierende, egal welchen Lehramts, müssen, um später als Lehrkraft arbeiten zu dürfen, das Erste Staatsexamen in den Erziehungswissenschaften und den jeweiligen Fächern und Didaktiken ablegen - dass dieses Studium ziemlich stressig und oft nicht fair ist, ist kein Geheimnis mehr.
Umso ernüchternder und demotivierender treffen die Maßnahmen des Kultusministeriums die Studierenden aller Lehrämter, denen auf ihrem Weg ins Lehramt immer wieder neue Steine in den Weg gelegt werden. Jegliche Anfragen an die zuständigen Ministerien, den Studierenden während des Staatsexamens entgegen zu kommen, werden mit dem Satz „Das Bayerische Staatsexamen ist Qualitätssicherung pur und es bleibt auch so.“ abgelehnt. Um dem Traumberuf einen Schritt näher zu kommen, nehmen junge Menschen diesen Weg trotzdem auf sich.
Mit der Maßnahme, Quereinsteiger*innen in den Schulen und vor Schüler*innen unterrichten zu lassen, nimmt der Minister seinen angehenden Lehrkräften jegliche Motivation und trägt zu Ihrer Frustration bei. Er zeigt deutlich, wie auch Prof. Seibert anmerkt, dass er den wichtigen und schwierigen Beruf der Lehrkräfte nicht ausreichend verstanden hat und die angehenden Lehrkräfte des Freistaates nicht genügend wertschätzt. Die Qualitätssicherung, die dem Studium eines Lehramts in Bayern von den Freien Wählern und der CSU zugesprochen wird, wird mit diesen Maßnahmen im selben Atemzug zu Nichte gemacht.
Hier soll auf keinen Fall die Kompetenz von Quereinsteiger*innen abgetan werden, jedoch fehlt ihnen mit Sicherheit die akademische Ausbildung in den Erziehungswissenschaften und Didaktiken. Schülerinnen und Schüler sind Menschen und Lehr- und Lernvorgänge müssen verstanden werden. Fachliches Wissen allein qualifiziert nicht zu einer Lehrkraft. Lehrer*innen unterrichten schließlich Schüler*innen und nicht nur Inhalte.
Es gibt mit Sicherheit viele andere Wege dem Lehrkräftemangel in Bayern entgegenzuwirken, wie z.B. der Anhebung der Gehälter auf A13, die Modernisierung des Studiums weg vom Staatsexamen und hin zu einem Bachelor- und Mastersystem oder auch einfach eine wertschätzende, anerkennende und motivierende Haltung gegenüber den Studierenden und angehenden Lehrkräften.
Die Autorin ist ein aktives Mitglied der Studierenden im BLLV.
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