Pressemitteilung zum Praxissemester: Ja, aber bitte richtig!
Wir begrüßen die Ankündigung des Ministerpräsidenten, ein verpflichtendes Praxissemester vor dem Ref einzuführen. Es sollte aber nicht dazu dienen, Studierende als Billiglehrkräfte zu verheizen, sondern die Qualität der Lehrer*innenbildung verbessern!
Die Pressemitteilung vom 07.02.23 im Wortlaut
München – Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), begrüßt die Ankündigung des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern ein verpflichtendes Praxissemester vor dem Referendariat einzuführen. Sie warnt aber auch davor dies auszunutzen, um Studierende als Billiglehrkräfte zu „verheizen“. Wichtig sei ein qualitätsorientiertes Konzept – wie das der Studierenden im BLLV. Deren erste Vorsitzende, Hannah Seifert, sieht ebenfalls die positiven Aspekte. Die Einführung eines Praxissemesters motiviere mehr junge Menschen, Lehramt zu studieren und verbessere die Qualität der Lehrkräftebildung – wenn das Praxissemester gut begleitet wird. Sie sehe aber die Gefahr einer übereilten und undurchdachten Umsetzung. Die Studierenden im BLLV legen deshalb ein Positionspapier vor, das detaillierte Empfehlungen für eine sinnvolle Einführung beschreibt.
„Der Sprung ins eiskalte Wasser beim Start ins Referendariat ist für viele Studierende ein Motivationskiller“, erklärt Hannah Seifert. Ein Praxissemester einzuführen sei ein guter Schritt, aber nicht die schnelle Lösung gegen den Lehrkräftemangel. Stattdessen solle das Semester dazu dienen, die Lehrkräftebildung qualitativ aufzuwerten. Das Positionspapier der Studierenden im BLLV umfasse deshalb ausführliche Empfehlungen zu wichtigen Punkten, wie Antrittsbedingungen, qualitativer Begleitung, Feedbackphasen und Inhalten. Nur wenn diese eingehalten würden, hätte das Praxissemester den gewünschten Effekt. „Dieser Abschnitt im Studium sollte den Studierenden vor allem einen authentischen Einblick in den Schulalltag geben und ihnen die Möglichkeit bieten, sich auszuprobieren und ihre Persönlichkeit als Lehrkraft zu stärken, bevor sie ins Referendariat starten.“
Nicht nur die „Stellschräubchen“ im Blick haben
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann weist außerdem auf die vielen anderen Baustellen in der Lehrkräftebildung hin. Der BLLV kämpfe seit Jahren für eine grundlegende Modernisierung und Flexibilisierung der Ausbildung. Mehr Praxisbezug sei nur eine Stellschraube, die man aber nicht einfach drehen kann, ohne das „große Rad“ zu bewegen. Dabei ginge es vor allem darum, das Studium flexibler zu gestalten und Studierenden die Möglichkeit zu bieten, alle Schularten kennenzulernen. „Erst dann sollten sie entscheiden, wo sie unterrichten wollen“, so Fleischmann.
Hannah Seifert unterstreicht zudem die Wichtigkeit der Lehrkräftebildung im Zusammenhang mit dem Lehrkräftemangel: „Wenn die Politik wirklich langfristig etwas gegen den Lehrkräftemangel tun möchte, dann sollte sie ihren Blick jetzt endlich auf die Qualität der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern richten!“ Die Löcher über den Seiten- oder Quereinstieg zu stopfen und auf Pensionierte sowie Lehrkräfte aus anderen Bundesländern zu setzen, könne nicht die Lösung sein. Es ginge darum, das Problem an der Wurzel zu packen. Fleischmann ergänzt dazu: „Wenn die Lehrkräfte von morgen eine Ausbildung mit entsprechenden Qualitätsstandards erhalten würden, wäre der Grundstein für eine langfristige Lehrkräfteversorgung und ein gesundes Bildungssystem gelegt.“