Nach den Ankündigungen unseres Wissenschaftsministers und unserem Tag der Lehramtsstudierenden, wenden wir Lehramtsstudierenden uns nun mit einem offenen Brief an die Politik! Den gesamten Brief kannst Du hier nachlesen!
 

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

mit Fortschreiten der Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus in Bayern steigt die Hoffnung der Studierenden im BLLV in ganz Bayern auf ein schrittweises Zurückkehren zu einem normalen Universitätsalltag.
Dennoch gibt es auch große Unsicherheiten und offene Fragen, denn bisher wurden die Studierenden in den öffentlichen politischen Diskursen oftmals vergessen oder erst zuletzt bedacht.
Im Sinne all unserer Mitglieder und Kommiliton*innen richten wir nun folgende Überlegungen zur erfolgreichen Durchführung eines Präsenzsemesters an Sie, mit der dringenden Bitte, sich diesen anzunehmen und mit Blick auf das kommende Wintersemester zu berücksichtigen und, wenn irgend möglich, umzusetzen.

Seit nun drei Semestern befinden wir Studierenden uns in außergewöhnlichen Umständen, in denen wir unser Studium absolvieren müssen. Natürlich unterstützen auch wir alle Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Corona-Virus beitragen. Doch auch wir brauchen dringend eine Perspektive und Planungssicherheit für das kommende Wintersemester!
Deshalb bedarf es für ein erfolgreiches Wintersemester aus Sicht der Lehramtsstudierenden Folgendes:

1. Organisation
Wir sind uns bewusst, dass die Universitäten in ganz Bayern unterschiedliche Gegebenheiten und Möglichkeiten vor Ort haben. Trotzdem braucht es bayernweit einen verbindlichen Stufenplan für die Universitäten, welche Maßnahmen bei welchen Inzidenzen während eines Präsenz- oder Hybridsemesters wann greifen. Diese Transparenz ist gerade in dieser von Unsicherheit geprägten Zeit für viele Studierende wichtig, um entsprechend planen zu können.

Zudem muss es für die einzelne Standorte zwingend Hygienekonzepte geben, in denen auch der Umgang mit Geimpften, die Masken- und Testpflicht und eine Kontaktnachverfolgung genau beschrieben sind. Uns Studierenden im BLLV ist hier eine transparente und vor allem schnelle Kommunikation besonders wichtig, da sich die Situation jederzeit verändern kann.

2. Lehre
Der Abschluss des Lehramtsstudiums mit dem 1. Staatsexamen erfordert unweigerlich eine Vergleichbarkeit zwischen den Universitäten - auch in der Qualität der Lehre in einem Online- oder Hybridsemester. Daher fordern wir, dass egal in welcher Form das kommende Semester stattfinden wird, alle Formen der Lehre bestmöglich ausgeschöpft werden müssen und auch die Hybridlehre qualitativ gleichwertig zu der reinen Präsenz- oder Onlinelehre sein muss, um so weiterhin die Qualität des Lehramtsstudiums gewährleisten zu können.
Auch bei stufenweiser Rückkehr in den Präsenzunterricht an den Universitäten muss weiterhin die Ausnahmesituation der Pandemie anerkannt und darauf Rücksicht genommen werden. So sind die rechtzeitige Bekanntgabe der Prüfungsformate und -termine so früh wie möglich erforderlich. Zudem muss allen Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, die vorgeschriebene Prüfungsleistung zu absolvieren.

In Anknüpfung daran ist es unabdingbar, dass auch das kommende Semester für alle Studierenden studierbar sein muss. So müssen sowohl die Studierenden vor Ort als auch die Studierenden, die aus unterschiedlichen Gründen noch nicht vor Ort sein können, bedacht werden. Gründe dafür können beispielsweise sein, dass eine kurzfristige Wiederaufnahme der WG/Wohnung im Studienort nicht möglich ist oder ein zu großes Risiko einer Ansteckung herrscht, zum Beispiel durch fehlende Impfungen für Studierende oder das Angehören einer Risikogruppe, die keine Impfung bekommen kann.

Zuletzt gibt es bei einem Hybridsemester neue Herausforderungen, wie Überschneidungen von Präsenz- und Onlineveranstaltungen und das vermehrte Pendeln zwischen Universität und Lernort bei Onlineveranstaltungen. Hier braucht es dringend eine Abstimmungen zwischen den Universitäten und den Studierenden, damit der Bedarf an Präsenz- und Onlineveranstaltungen bedarfsgerecht eruiert, sowie die Bedürfnisse der Studierenden bezüglich Pendelzeit berücksichtigt werden können.

3. Campus und Universitätsleben
Für eine angemessene Vor- und Nachbereitung sowie Lernzeit für Veranstaltungen und Prüfungen benötigen die Studierenden Räumlichkeiten zusätzlich zum heimischen Lernort und den Bibliotheken, an denen auch Online-Veranstaltungen besucht werden können. Daher stoßen wir an, an den einzelnen Universitäten Räume freizugeben, in denen gelernt und an Online-Veranstaltungen teilgenommen werden kann, was in den Bibliotheken nicht möglich ist. Dadurch würde auch die Herausforderung des Pendelns entschärft werden.
Ebenso wichtig ist der regelmäßige Zugang zu Literatur und Arbeitsplätzen in den Bibliotheken, weshalb in Zukunft die Öffnung dieser von hoher Priorität sein muss.

Zudem ist der Campus für die Studierenden nicht nur Lernort, sondern auch ein gemeinschaftlicher Begegnungsort, der wichtig für das Sozialleben und die mentale Gesundheit ist. Daher sollten auch den Cafeterien und Mensen die gleiche Beachtung zukommen wie der restlichen Gastronomie. Somit ist ein Hygienekonzept mit Maskenpflicht auch für den Campus von großer Bedeutung, damit Begegnungen auf dem Campus mit maximaler Sicherheit stattfinden können.

Wir Studierenden haben in den letzten Semester gezeigt, dass wir hinter der Corona-Politik stehen und uns an die Maßnahmen halten. Wir haben viel in Kauf genommen und unter Umständen studiert, unter denen bisher noch niemand studieren musste. Oft hatten wir auch das Gefühl, hintenan zu stehen. Vor allem in den aktuellen Zeiten des eklatanten Lehrer*innenmangels ist es jedoch von großer Bedeutung, dass wir Lehramtsstudierenden gut durch unser Studium kommen und sich durch die außergewöhnliche Situation die Studienzeit nicht massiv verlängert. Aus diesem Grund richten wir die dringende Bitte an Sie unsere Vorschläge auch an die Universitätsstandorte weiterzugeben.

Mit freundlichen Grüßen

Laura Teichmann   
1. Vorsitzende der Studierenden im BLLV

P.S. Wir erlauben uns, dieses Schreiben auf unseren Kanälen zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema:

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