Erste Staatsprüfung für ein Lehramt an öffentlichen Schulen: Planungssicherheit dringend notwendig

Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown hat enormen Einfluß auf die Studierenden. Die Prüfungskandidat*innen zum Ersten Staatsexamen erfahren in ihrer Vorbereitung weiterhin starke Einschränkungen. Daher wenden sich die Studierenden im BLLV mit der dringenden Forderung nach Planungssicherheit für die erste Staatsprüfung an den Kultusminister.

Der Brief ans Kultusministerium im Wortlaut

Herrn Staatsminister
Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus

Erste Staatsprüfung für ein Lehramt an öffentlichen Schulen: Planungssicherheit dringend notwendig

Sehr geehrter Herr Staatsminister,

als Stimme der Studierenden im BLLV richten wir uns im Namen vieler Studierenden, die dieses Semester ihr Staatsexamen schreiben, an Sie.

Die Vorbereitungszeit auf das 1. Staatsexamen stellt bei vielen eine nervlich aufreibende Zeit dar, die mit hoher psychischer Belastung einhergeht. Die Corona- Pandemie erschwert diese Vorbereitung noch zusätzlich. Der fehlende persönliche Austausch in Lerngruppen und Examensvorbereitungskursen, der momentan sehr eingeschränkte bzw. teils gar nicht vorhandene Zugang zu Fachliteratur, aber auch die fehlende Transparenz in der Kommunikation von Seiten des Kultusministeriums verunsichern sie noch weiter.

Daher erhalten wir derzeit eine Flut von Anfragen bezüglich der Prüfungstermine für das Frühjahr 2021. Viele Studierende sind verunsichert, ob die Staatsexamensprüfungen wie geplant stattfinden werden. Es besteht die Angst, dass – ähnlich wie im Frühjahr 2020 – die Termine kurzfristig verschoben oder ausgesetzt werden. Wir möchten Sie daher dringend um eine transparente Kommunikation bezüglich der Staatsexamenstermine bitten. In dieser ohnehin sehr stressigen und aufreibenden Zeit würde Planungssicherheit bezüglich der Termine und Ablauf des Staatsexamens zumindest ein wenig Verunsicherung nehmen.

Bitte berücksichtigen Sie hierbei die Tatsache, dass aufgrund der weitgehenden Schließung der Bibliotheken viele Studierende nun schon seit dem 18.12.2020 keinen Zugang zu Fachliteratur hatten. Während einer Vorbereitung auf eine staatliche Prüfung ist diese aber dringend notwendig.

Planungssicherheit fehlt den betroffenen Studierenden nun schon länger. Eine Regelung, die die enormen pandemiebedingten Nachteile der Betroffenen berücksichtigt, wäre deshalb besonders wünschenswert.

Auch bezüglich des Ablaufes der Prüfungen wünschen wir uns eine bessere und transparentere Kommunikation. Hygienevorschriften müssen bekannt gegeben sowie Regelungen für Studierende gefunden werden, die sich zum Zeitpunkt der Prüfungen in Quarantäne befinden. 

Es ist beispielsweise unklar, ob der Beginn des Referendariats dennoch möglich wäre, wenn eine Staatsexamensprüfung aufgrund von verordneter Quarantäne nicht abgelegt werden kann.

Wir wissen, dass die aktuelle Krisensituation für alle Beteiligten in den unterschiedlichsten Bereichen sehr herausfordernd ist, auch für Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihrem Ministerium. Wir möchten Sie dennoch bitten, die Fragen der Studierenden schnellstmöglich zu beantworten und so für mehr Sicherheit und Klarheit für die aktuellen Staatsexamenskandidaten zu sorgen.

Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Simone Fleischmann (BLLV-Präsidentin), Laura Teichmann (1. Vorsitzende der Studierenden im BLLV)

BLLV-Schreiben zur Planungssicherheit des Staatsexamens

Warum wir weder für noch gegen eine Verschiebung sind!

Examensprüfungen verschieben – oder nicht verschieben? Warum sind wir weder für das eine noch das andere?

Die Vorbereitung auf das Staatsexamen ist immer eine sehr herausfordernde Zeit. Wenn noch eine Pandemie mit weitreichenden Einschränkungen hinzukommt, wird das Lernen für die Prüfungen massiv erschwert und zu einem richtigen Kraftakt. Da kann jeder verstehen, dass schnell Wünsche aufkommen, wie die Politik diese außerordentlichen Umstände berücksichtigen soll.

In unserem aktuellen Fall der Examensprüfungen unter der Corona-Pandemie gibt es zwei Forderungen: Entweder die Prüfungen, die Mitte Februar starten, nach hinten verschieben, damit man mehr Zeit für die Vorbereitung hat oder die Prüfungen möglichst durchziehen.

Dass wir uns für die Belange der Lehramtsstudierenden einsetzen, wissen viele, weshalb schnell die Frage kam: Warum setzt ihr euch nicht für eine Verschiebung ein? Warum kämpft ihr nicht dafür, dass die Prüfungen auf jeden Fall stattfinden können?

Was oft aber vergessen wird ist, dass wir nicht die Entscheidungsträger sind! Wir sind nicht in der Position zu entscheiden, ob das eine oder das andere passieren soll. Das ist das Kultusministerium.

Außerdem vertreten wir 11.000 Lehramtsstudierende in Bayern. Unter diesen befinden sich aktuelle ExamenskandidatInnen, die zum Teil für aber zum Teil auch gegen eine Verschiebung sind und beide Meinungen sind legitim. Wir haben dazu auf unserem Instagramkanal lehramt_stexit, der ein Teil unserer Kampagne für ein faires 1. Staatsexamen ist, eine Umfrage gemacht. An dieser Umfrage haben 503 FollowerInnen teilgenommen und 57% waren dafür, 43% dagegen. Natürlich sind das nicht alle ExamenskandidatInnen aus diesem Prüfungsjahrgang, aber es spiegelt gut wieder, wie unterschiedlich die Ansichten und Wünsche der Betroffenen sind, die wir alle vertreten.

Soweit so gut. Aber was machen wir dann überhaupt?

Wir machen mit unserer Reichweite auf die aktuelle Situation aufmerksam! Denn egal was für eine Entscheidung getroffen wird, es muss eine getroffen werden, die zeitnah und transparent kommuniziert wird. Wir haben aus diesem Grund einen Brief an die Staatsminister Piazolo und Sibler geschrieben, in dem wir genau das gefordert haben.

Wenige Tage danach (15.01.2021) gab es auf der KM-Seite ein Update zu den Prüfungen. Zwar keine klare Entscheidung, aber die Info, dass sich das Prüfungsamt im Staatsministerium der aktuellen Situation bewusst ist und dass sie „auch weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die anstehenden Prüfungen möglichst wie vorgesehen durchzuführen, eine unter diesen Umständen bestmögliche Prüfungsvorbereitung zu ermöglichen und den besonderen Umständen der Prüfungsablegung Rechnung zu tragen (siehe Regelung zum Freiversuch).“ Wie genau das allerdings aussehen soll, bleibt noch offen. Zudem hat Wissenschaftsminister Sibler in derselben Woche Click and Collect auch für Bibliotheken erlaubt, sodass nun Literatur online bestellt und in der Bibliothek abgeholt werden kann.

Das sind kleine Schritte, die uns aber zeigen, dass wir es geschafft haben, die beiden Staatsminister auf die aktuelle Situation aufmerksam zu machen! Die Aufgabe des Kultusministeriums ist jetzt, Lösungen zu finden und schnell zu kommunizieren, welche diese sein werden. Unsere Aufgabe bleibt weiterhin uns dafür einzusetzen, DASS Lösungen gefunden werden, die diese besondere Situation berücksichtigen. Wir machen Druck, dass etwas geschieht!