Zeit für... mich
Ich brauche im Lehramtsstudium mehr Zeit für … mich!
Das Lehramtsstudium besteht aus so vielen unterschiedlichen Bereichen. Wir beschäftigen uns mit unseren Fachwissenschaften, der dazugehörigen Didaktik, schulartspezifischer Didaktik und den Erziehungswissenschaften. Dazu kommen viele Praktika. Die Vorlesungszeit ist vollgepackt mit diesen Veranstaltungen, in den letzten 4 Wochen kommt noch das Lernen für die Klausuren dazu. In der vorlesungsfreien Zeit geht es dann nicht langsamer zu. Dann kommen Blockpraktika, Hausarbeiten, Portfolia und Praktikumsberichte. Natürlich gehört das alles irgendwo zum Studium.
Aber muss das in diesem Ausmaß sein?
Und es gibt Studierende wie mich, die neben der Uni auch noch arbeiten müssen, weil sie kein Bafög bekommen, oder dieses nicht ausreicht, und nicht jeder Eltern hat, die einen unterstützen können.
Wie soll ich denn dabei noch Zeit für mich finden?
Zeit für mich klingt erst mal nach Entspannung. Nichtstun. „Chillen“. Aber ich finde, es ist mehr als das.
Wann sonst kann ich denn meine Gedanken sortieren, Erlebnisse aus dem Praktikum verarbeiten, zur Ruhe kommen und Reserven auftanken?
In der Uni wird uns so oft gesagt, wie wichtig die Lehrerpersönlichkeit ist. Was einen „guten Lehrer“ ausmacht. Aber wie soll ich denn meine eigene Lehrerpersönlichkeit finden, wenn ich kaum Zeit habe, über mich nachzudenken und das eigene Verhalten zu reflektieren? Es wird von uns verlangt, als selbstbewusste, gefestigte Person mit Vorbildfunktion vor der Klasse zu stehen. Aber das braucht Zeit, die im Studium oft einfach fehlt.
Viele der Studierenden kommen direkt von der Schule. Sie sind das erste Mal von Zuhause ausgezogen. Die erste eigene Wohnung bzw. WG, den Haushalt alleine schmeißen, sich selbst organisieren, die Uni organisieren ... Auf genau diese Herausforderungen sollte viel mehr Rücksicht genommen werden, wenn am Ende des Studiums eine starke Persönlichkeit stehen soll.
Wir wissen außerdem, wie kräftezehrend der Lehrerberuf sein kann. Im Referendariat scheitern einige an dem Druck, der fehlenden Zeit und Zukunftsängsten, denn auch in der realen Berufswelt sieht es oft nicht besser aus. Immer mehr Lehrer leiden unter Burn-out, sind gestresst und das Bild des Lehrers in der Gesellschaft, der eh nur Ferien hat, ist mehr als je fehl am Platz.
Deshalb sollte gut überdacht werden, ob die Studierenden bereits in einem abgekämpften Zustand aus dem Studium gehen sollten.
Wenn wir schon nach dem ersten Teil unserer Ausbildung vollkommen gestresst und ausgebrannt sind, wie sollen wir dann motiviert in die Schulpraxis starten?
Ich brauche im Lehramtsstudium mehr Zeit für … mich! Denn ich kann mich nicht zu einer guten Lehrerin entwickeln, wenn ich von Deadline zu Deadline hetze und aus den Praktika nicht wirklich etwas mitnehmen kann, weil mir die Zeit fehlt, das Erlebte zu verarbeiten.
Autorin: Laura, BLLV Studierendengruppe Passau