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Reform statt Resignation

Wie wir die Abbruchquoten im Lehramt senken können

Der Lehrkräftemangel sorgt bundesweit für Aufregung in der Bildungslandschaft. In den nächsten zehn Jahren sollen in ganz Deutschland zwischen 68.000 und 81.000 Lehrkräfte fehlen. Bundesweit nehmen im Schnitt 47.400 Studierende ein Lehramtsstudium auf, doch nur 40 Prozent beenden laut dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft das Lehramtsstudium.

In Bayern brechen sogar 45 Prozent aller Lehramtsstudierenden ihr Studium ab. Eine veraltete und unflexible Lehrkräftebildung, die kaum auf die kontemporären Herausforderungen des Lehrkräfteberufs abgestimmt ist, schreckt viele ab. Um dem Lehrkräftemangel effektiv entgegenzuwirken, ist eine attraktivere und zeitgemäße Ausbildung unabdingbar.

Studierende aller Schularten müssen bereits früh in der Ausbildung für Themen wie Inklusion, Digitalisierung und Integration sensibilisiert und geschult werden, um den Hausforderungen im Schulalltag gewachsen zu sein. Eine gute Lehrkräftebildung gelingt durch mehr Praxisbezug und einer stärkeren Verzahnung von Schulen und Universitäten. Schon während des Studiums müssen angehende Lehrkräfte authentisch an ihren späteren Berufsalltag herangeführt werden und nicht erst im Referendariat das Unterrichten lernen. Das Kennenlernen und Weiterentwickeln der eigenen Lehrkräftepersönlichkeit muss in einem bewertungsfreien und fehlertoleranten Rahmen möglich sein. Praxisphasen mit regelmäßigen Orientierungsgesprächen, selbstgeführten Unterrichtsphasen und dem Kennenlernen des außercurricularen Alltags einer Lehrkraft steigern die berufsbezogene Selbstwirksamkeit. Nur so gelingt eine erfolgreiche Verknüpfung von Theorie und Praxis in der Lehramtsausbildung.

Darüber hinaus muss das Studium diverser und offener gestaltet werden, um ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl unter den Studierenden zu fördern. Dies könnte nicht nur die Abbruchquoten senken, sondern langfristig auch zu einer heterogeneren Lehrkräftelandschaft beitragen. Die Gesellschaft wird immer heterogener. Um im Schulalltag mit bestmöglichem Beispiel voran gehen zu können, braucht es bereits während der ersten Ausbildungsphase die Konfrontation und Auseinandersetzung mit Heterogenität. Studierende müssen sich in ihrem Studium gut aufgehoben und auf ihre Bedürfnisse abgestimmt bestmöglich begleitet fühlen, wenn sie später mit alltäglichen Herausforderungen der Schullandschaft konfrontiert werden.

Die Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft zeigt eindeutig, dass zu viele Lehramtsstudierende auf dem Weg in den Beruf verloren gehen. Die hohen Abbruchquoten verschärfen den Lehrkräftemangel und gefährden die Zukunft der Bildungslandschaft. Ein Mangel von gut ausgebildeten Lehrkräften ist ein Verlust, den sich weder unser Bildungssystem noch unsere Gesellschaft leisten kann.

Daher ist es zwingend erforderlich, die Attraktivität der Lehrkräftebildung zu stärken. Nur durch gezielte Reformen, wie der Flexibilisierung des Studiums und einem höherem Praxisanteil kann es gelingen, die Zahl der Absolvent*innen zu erhöhen.

Wenn wir auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Bildung gewährleisten wollen, brauchen wir mehr Lehrkräfte – und dafür müssen wir jetzt handeln.

Lena Schäffer, 1. Vorsitzende der Studierenden im BLLV, studiert in Regensburg Gymnasiallehramt mit der Fächerkombination Mathe und Chemie

Weiterführende Links:

Das Flexible Lehrkräftebildungsmodell des BLLV