Studierende vor der Uni
Soziökonomische Ungerechtigkeit im Hochschulwesen

Wie sollen Studierende ihr Studium noch finanzieren?

Steigende Lebenshaltungskosten und lange Bearbeitungszeiten bei BAföG-Anträgen setzen Studierende zunehmend unter Druck. Kathrin Müller-Lancé greift diese Problematik in ihrem Artikel in der SZ eindrücklich auf.

Mehr als ein Drittel der Studierenden ist armutsgefährdet – trotz der im Juni 2024 verabschiedeten BAföG-Reform. Die Anpassungen der Bedarfssätze erweisen sich bereits jetzt als unzureichend. Besonders alarmierend ist der hohe Anteil von 54 Prozent des Einkommens, den Studierende im Schnitt für Mietkosten aufbringen müssen – ein Wert, der weit über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung liegt. Die finanziellen Belastungen beeinflussen Studienzugang und -verlauf erheblich und verschärfen bestehende sozioökonomische Ungleichheiten. Unter solchen Bedingungen von einem eltern- oder herkunftsunabhängigen Bildungssystem zu sprechen, ist realitätsfern.

Auch die digitale Transformation der BAföG-Verwaltung lässt zu wünschen übrig. Papierbasierte Prozesse und monatelange Wartezeiten sind für Studierende, die sich in akuten Notlagen befinden, keine Lösung.

Als Lehramtsstudierende im BLLV haben wir uns intensiv mit diesen Herausforderungen auseinandergesetzt – unter anderem in unserem Positionspapier zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit im Hochschulwesen. Wir fordern eine regelmäßige und automatische Anpassung der BAföG-Sätze an die tatsächlichen Lebenshaltungskosten, insbesondere an die Mietpreisentwicklungen. Zudem braucht es eine Ausweitung von Stipendien und zusätzlichen Unterstützungsprogrammen für vulnerable Gruppen.

Ein gerechtes und existenzsicherndes BAföG ist essenziell, um die Bildungsungleichheit abzubauen und Chancengleichheit im Hochschulwesen zu schaffen. Es ist höchste Zeit, die Weichen für ein faires und inklusives Bildungssystem zu stellen.

Antonia Kaesbach, 1. Beisitzende der Studierenden im BLLV, studiert in Würzburg Lehramt für Sonderpädagogik

Zum SZ-Artikel "Das Geld für Studierende reicht einfach nicht" von Kathrin Müller-Lancé, vom 9. Januar 2025