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Besuch an der Eichendorfschule Erlangen

Bildungsgerechtigkeit im Fokus

Am 15. November organisierte die Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV einen Besuch der Eichendorfschule in Erlangen, die im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde. Im Austausch mit Schulleiter Helmut Klemm und bei einer Hospitation wurde schnell deutlich, warum diese Schule so besonders ist.

Auf den ersten Blick erscheint die Schule von außen unscheinbar: ein Plattenbau, aktuell umhüllt von Baugerüsten. Doch bereits beim Betreten der sogenannten Lernbüros wandelt sich dieser Eindruck komplett. Hier entfaltet sich eine einladende Lernatmosphäre, die zugleich Orientierung bietet. Der Unterricht ist geprägt von einer konsequenten Individualisierung, die vielfältige Zugänge zu den Lerninhalten ermöglicht. Eigenverantwortung ist dabei ein zentraler Pfeiler – nicht nur für die Schüler*innen, sondern für alle, die das Schulleben gestalten. Lehrkräfte agieren als Lernbegleiterinnen, die die Kinder und Jugendlichen zu selbstständigem Handeln ermutigen.

Bildungsgerechtigkeit durch Ganztag und Partizipation

Ein wichtiger Schritt in Richtung Bildungsgerechtigkeit ist die Abschaffung der Hausaufgaben. Stattdessen bietet die Schule verpflichtenden Ganztagsunterricht. Was auf den ersten Blick unkonventionell erscheinen mag, ist in Wirklichkeit eine gezielte Maßnahme zur Entlastung der Familien und zur Förderung von Chancengleichheit. Wie es auch im Positionspapier der Studierenden im BLLV beschrieben wird, hängt der Bildungserfolg von Schüler*innen nach wie vor stark vom familiären Umfeld ab. Durch die Ganztagsstruktur wird dieser Zusammenhang abgeschwächt: Kinder und Jugendliche erhalten mehr Unterstützung innerhalb der Schule, während ihre Freizeit und die familiären Ressourcen geschont werden.

Auch demokratische Strukturen sind ein integraler Bestandteil des Schullebens. Anstelle starrer Regeln entwickelt die Schulgemeinschaft gemeinsam verbindliche Vereinbarungen. Formate wie der Klassenrat fördern Partizipation, und regelmäßige Befragungen der Schüler*innen dienen der Evaluation und Weiterentwicklung des Schulalltags. Transparente Leistungsrückmeldungen, die auf Reflexion und Feedback basieren, runden dieses partizipative Konzept ab.

Herausforderungen und Chancen: Integration und Inklusion

Trotz aller Erfolge gibt es auch an der Eichendorfschule Herausforderungen. Die Umsetzung inklusiver Bildung ist aufgrund begrenzter Ressourcen und Qualifikationen nur bedingt möglich. Doch in der Integration zeigt die Schule Stärke: Rund 70 % der Schüler*innen haben eine Migrationsgeschichte und kulturelle Bildung wird gezielt eingesetzt, um Bildungsgerechtigkeit zu fördern.

Kooperation mit Universitäten: Ein Modell für die Zukunft

Ein besonderer Aspekt der Schulentwicklung ist die enge Zusammenarbeit mit Universitäten. Gemeinsam wurden innovative Lernmaterialien entwickelt, und angehende Pädagog*innen sammeln während ihrer Ausbildung praktische Erfahrungen an der Schule. So wird nicht nur die Theorie im Studium mit der Praxis verknüpft, sondern auch ein Beitrag zur Verbreitung von Bildungsgerechtigkeit in zukünftigen Berufsfeldern geleistet.

Die Eichendorfschule zeigt eindrucksvoll, wie Bildungsgerechtigkeit durch innovative Ansätze, gemeinschaftliches Engagement und konsequente Förderung aller Schüler*innen vorangebracht werden kann – ein inspirierendes Beispiel für die Zukunft der Schule.

Antonia Kaesbach, 1. Beisitzende der Studierenden im BLLV, studiert in Würzburg Lehramt für Sonderpädagogik