Praktikum in Corona-Zeiten: Erfahrungsbericht einer Lehramtsstudentin (15.01.2021)

Es ist Montag kurz vor 8 Uhr. Ich stehe mit meiner Maske über der Nase in der Schule: Orientierungspraktikum. Die Vorfreude ist mindestens so groß wie die Anspannung. Endlich darf ich wieder mit den Kindern arbeiten, vor einer Klasse stehen und unterrichten.

Neugierig begutachten die Kinder das neue Gesicht in der Klasse.
Ich stelle mich kurz vor. Mir fällt es schwer, laut und deutlich durch die Maske zu reden.
Die Lehrkraft ist da inzwischen einen kleinen Schritt weiter- sie trägt ein Mundschutzvisier.

So wird die Lehrerin zwar unfreiwillig zum Double der Eishockeyspieler, aber sie kann besser wahrgenommen werden.
In der ersten Pause kommen wir miteinander ins Gespräch und sie ermutigt mich dazu, eine Stunde selbst zu halten.
Ich freue mich sehr über diese Gelegenheit und plane direkt nach dem Unterricht meine erste Deutschstunde.

Die Kinder sollten in Kleingruppen verschiedene Begriffe zum Buchstaben „E“ finden und diese Begriffe mit Grafiken auf einem Plakat festhalten. Selbstgemalte Bilder prägen sich schließlich noch schneller ins Gedächtnis ein. Wenn den Kindern keine Begriffe einfallen, kann ich am Gruppentisch kurz aushelfen. So viel zur Theorie. Die Praxis war dann eher eine Wende um 180 Grad, denn Corona machte mir da einen großen Strich durch die Rechnung.

Gruppenarbeiten sind genauso schwierig umsetzbar wie die Unterstützung an den Gruppentischen. Die Enttäuschung darüber kann ich nicht verbergen, doch eine erfahrene Lehrerin kennt das Gefühl und hat auch hier einen aufmunternden Spruch parat. Ihre ruhige, positive Ausstrahlung gibt mir Sicherheit und Zuversicht. Meine Betreuungslehrerin und ich gestalten die Stunde somit gemeinsam um und ich darf meine eigenen Vorschläge einbringen. Wir bereiten einige Begriffe im Vorfeld grafisch und audiovisuell auf.
Die Kinder bekommen Eselslaute zu hören, dürfen von ihren Wochenenderlebnissen erzählen oder auch Weihnachtsengel basteln.

So können wir zumindest einen interaktiven und fächerübergreifenden Unterricht gestalten- eine ganz neue Erfahrung für mich.
Als kleine Hausaufgabe dürfen sie in einem Kreuzworträtsel alle Begriffe markieren, die mit einem „E“ beginnen.
Die Lösungen darf ich am Folgetag mit den Schülern nachbesprechen.
Die Stunde war, wie die gesamte Woche, sehr spannend und lehrreich.

Ich danke meiner Betreuerin sehr für Ihr Vertrauen. Sie hat mir so viele nützliche Tipps für den Lehreralltag gegeben und mich in den kritischen Momenten aufgefangen, wenn ich überfordert war. Sie ist inzwischen zu einer Mentorin geworden und wir tauschen uns immer wieder über neue Erfahrungswerte aus.

Nicole Pradel/ Daniel Bachhuber, 15.01.2021