Intensiveren Praxisbezug im Lehramtsstudium

Die Studierenden im BLLV fordern einen intensiveren Praxisbezug im Lehramtsstudium durch die Einführung eines Praxissemesters und mehr Dozenten mit Praxiserfahrung.

Praxissemester

Der BLLV setzt sich dafür ein, dass jeder Lehramtsstudierende ein verpflichtendes Praxissemester absolvieren muss.

Warum? In dem Praxissemester sollen Studierende im Unterricht erfahrener Lehrkräfte hospitieren, selbst Unterricht halten, aber auch andere alltägliche Tätigkeiten erleben und im besten Falle selbst durchführen. Dazu gehören unter anderem Elterngespräche, Unterrichtsvorbereitungen, Dokumentationen, Korrekturen, das Erstellen von Proben, etc. Dieses Praxissemester soll dazu beitragen, Theorie und Praxis schon im Studium so zu verzahnen, dass ein realistisches Berufsbild entsteht.

Praxisbezüge im Lehramtsstudium

Der BLLV setzt sich dafür ein, dass intensivere Praxisbezüge Eingang in das Studium erhalten. Diese sollten bestenfalls mehr didaktisch und erziehungswissenschaftlich reflektierte Schulbesuche, partizipierende Praktika und auch praxisnahere Dozierende beinhalten.

Warum? Vor allem für Lehrkräfte, die sich an der Lehrerbildung aktiv beteiligen wollen, sollte ein attraktives Angebot bereitgestellt werden, einen Dozierauftrag an der Universität zu übernehmen. Dazu muss zunächst der Zugang zu diesen Stellen erleichtert werden, denn Stellen, bei denen man für eine bestimmte Stundenanzahl an die Universität abgeordnet wird, sind rar. Die Stellen, die zusätzlich zur Anstellung an der Schule angeboten werden, werden schlecht kommuniziert. Diese sind außerdem nicht angemessen bezahlt und es müssen jedes Semester entsprechende Genehmigungen vom Schulamt/Schulleiter eingeholt werden. Dieser bürokratische Aufwand, die unfaire Bezahlung und die schlechte Bewerbung der Stellen, führen zu einem Mangel an qualifizierten und “selbstmotivierten” Lehrkräften an den Universitäten. Bei den Praktikumslehrkräften sieht es nicht anders aus. Diese unterrichten lediglich eine Unterrichtsstunde weniger in der Woche, um ihre Praktikanten zu betreuen. Angemessen wäre die Freistellung von 2-3 Unterrichtsstunden, um die zusätzliche Arbeit auszugleichen und eine adäquate Betreuung zu ermöglichen. Auch wird für eine Beförderung nicht berücksichtigt, ob die Lehrkraft Praktikanten betreut hat oder nicht. Dass es immer weniger Lehrkräfte gibt, die bereit sind, Praktikumslehrer zu werden, ist demnach nicht nachzuvollziehen.

Lehrkräfte als Dozenten/innen an Universitäten

Der BLLV setzt sich dafür ein, dass es für Lehrkräfte einfacher und attraktiver wird, an der Universität vor Lehramtsstudierenden zu dozieren.

Warum? Vor allem in den Erziehungswissenschaften und den Didaktiken profitieren Lehramtsstudierende sehr davon, wenn ihre Dozierenden den Schulalltag erleben/erlebt haben. Diese können dann theoretische Inhalte mit Beispielen aus der Schule verbinden und bereits erprobte Methoden weitergeben, wodurch die Lehre praxisnah wird.

Wir schlagen die Einführung schulpraktischer Studien vor.

 

Praktikumslehrkräfte

Der BLLV setzt sich dafür ein, dass mehr Praktikumslehrkräfte zur Verfügung stehen und diese besser ausgebildet werden, um mehr Praktikumsschulen zu schaffen.

Warum? Dadurch, dass eine Praktikumslehrkraft weniger Praktikanten gleichzeitig betreuen muss, wird die Betreuungsqualität gesteigert. Wenn beispielsweise nicht mehr fünf, sondern nur noch zwei Praktikanten durch eine Lehrkraft betreut werden, haben die Lehrkräfte mehr Zeit für den einzelnen Studierenden.

Betriebspraktikum

Der BLLV setzt sich dafür ein, dass das Betriebspraktikum umstrukturiert wird. Das neue Betriebspraktikum soll vier Wochen Betriebsarbeit und vier Wochen ‚Bildungswegepraktika‘ umfassen. Die vier Wochen Betriebsarbeit sollen auch vergütet werden dürfen. Für die ‚Bildungswegepraktika‘ gliedert sich das Praktikum nach Schularten. Studierende sollen in den vier Wochen andere Schularten/Einrichtungen/Betriebe kennenlernen, in denen ihre Schülerinnen und Schüler vor der eigenen Schulart ausgebildet wurden, oder an denen sie nach ihrer eigenen Schulart ausgebildet werden können.

Warum? Mit der Umstrukturierung des Betriebspraktikums soll Studierenden nicht nur ermöglicht werden betriebliche Arbeit kennenzulernen, sondern auch den Bildungsweg und die Berufslaufbahn ihrer späteren Schülerinnen und Schüler nachvollziehen zu können. Im Folgenden sind dazu Beispiele angegeben:

  • Studierende des Grundschullehramts könnten die vier Wochen in Kindergärten oder weiterführenden Schulen absolvieren.
  • Studierende des Mittelschullehramts könnten die vier Wochen in Grundschulen, ausbildenden Betrieben, Berufsschulen oder Realschulen absolvieren.
  • Studierende des Realschullehramts könnten die vier Wochen in Grundschulen, in ausbildenden Betrieben, an Berufsoberschulen und Fachoberschulen oder Gymnasien absolvieren.
  • Studierende des Gymnasiallehramts könnten die vier Wochen in Grundschulen, in ausbildenden Betrieben oder in Betrieben, dessen Beschäftigungen eine universitäre Ausbildung voraussetzen sowie an Universitäten absolvieren.