Über die artgerechte Nutzung eines Tageslichtprojektors

Bisher diente mein OHP ganz zweckmäßig als Abstellfläche für den Laptop, welcher mit dem über dem OHP an der Decke montierten Beamer verbunden ist.

Dadurch hat man einen ergonomischen Arbeitsplatz im Stehen und muss sich nicht zum Schreibtisch herunterbeugen oder gar im Sitzen unterrichten. Gleichzeitig hat der Tageslichtprojektor auch ein Gestell mit Rädern, wodurch es möglich ist, den darauf befindlichen Laptop flexibel im Klassenzimmer zu bewegen. Zumindest so weit, wie es die Verkabelung mit Beamer, Lautsprecher und zeitweise Strom erlaubt.

Nun ereignete es sich eines Tages, dass das Bild des Beamers im Laufe des Tages immer dunkler wurde, bis er in der 5. Stunde seinen Dienst versagte. Diagnose: Lampe defekt.

Eigentlich würde man denken, das wäre kein so großes Problem. Der Hausmeister wird’s schon richten! Jedoch befand sich jener Wunderheiler seinerzeit in der Karibik im Urlaub. Halb so schlimm! Möchte man meinen. Die Vertretung des Hausmeisters stand zwar am übernächsten Tag während des Unterrichts plötzlich in meinem Klassenzimmer, um mir mitzuteilen, dass er nicht sicher ist, ob er das reparieren kann. Er kenne sich nur mit Tageslichtprojektoren aus.

Ah! Dann ging er wieder. Zwischenzeitlich habe ich auch schon unseren Systembetreuer ausfindig gemacht, mit Engelszungen auf ihn eingeredet und ihm meine missliche Lage geschildert. Wenn man den Großteil seines Unterrichts mit Laptop (mit dem Beamer verbunden), Tablet (mit dem Beamer verbunden) und Dokumentenkamera (mit dem … ja, du ahnst es, da muss man kein Technikgenie sein…) bestreitet, dann steht man plötzlich ziemlich nackig im Klassenzimmer. Überbrückt habe ich diese Tage also mit Folien kopieren, Folienschnippsel zuschneiden, Arbeitsanweisungen für die Gruppenarbeiten erstellen, Arbeitsblätter für die Schüler vervielfältigen, Bildmaterial farbig ausdrucken etc. Mit dem Ergebnis, dass ein Teil im Lehrerzimmer liegen blieb, die Arbeitsblätter nur 5x vorhanden waren, die Arbeitsaufträge dafür im Klassensatz und auf meinem Schreibtisch ein Papierchaos unvergleichlichen Ausmaßes herrschte.

Da zauberte der Systembetreuer doch tatsächlich aus einem geheimen Archiv einen Ersatz Beamer!!! Ich dachte schon mein Unterricht und damit meine Welt sei gerettet (Vormittag erleichtert er das Unterrichten, Nachmittags das vorbereiten, wenn man weiß, dass man sich auf ihn verlassen kann!).

Es gibt viele Beamer, die auf einem Tisch aufgestellt werden und trotzdem ein akzeptables großes Bild in angenehmer Höhe projizieren. In einer Schulklasse ist es aber eher weniger ratsam einen Beamer auf einem Schülertisch zu platzieren. Vom Kabelsalat einmal abgesehen. Da stand er nun der Ersatzbeamer. Auf dem OHP. Und projizierte ein Bild auf Bauchnabelhöhe. „Frau H. ich kann nix sehen.“

Mein Opa sagte immer „Blöd darf man schon sein, aber zu helfen muss man sich wissen.“ Also, der Beamer muss höher und schräger sein. Schuhkarton auf Tageslichtprojektor. Atlas auf Schuhkarton. Gedichtband auf Atlas. Küchenrolle für die Neigung auf den Gedichtband. Beamer zwischen Küchenrolle und dem Spiegel des OHP’s einklemmen.

BITTE UM HIMMELS WILLEN NICHT BERÜHREN! EINSTURZGEFAHR!

Nur, dass man sich jetzt wieder zum Laptop hinunterbücken muss und dieser auch quer steht, weil die Kabel zu kurz sind.

Heute endlich habe ich die Wunderwaffe von zuhause mitgebracht! Einen Imbusschlüssel! Auf dem Schreibtisch klettern und die Befestigung des Beamers erkunden bzw. erfühlen: drei Schrauben. Der Beamer ist auch wenn ich auf dem Schreibtisch stehe über Kopfhöhe, trotz 173cm Körpergröße (Sachaufgabe Mathe: Wie hoch hängt der Beamer also in meinem Klassenzimmer?). Kabel abstecken, Imbus aus der Gesäßtasche holen, drei Schrauben lösen, mit der anderen Hand den Beamer balancieren. Wieder runter und das andere Gerät montieren. Fertig! War doch ein Kinderspiel :-)

 

Die Autorin: frauoh