NC Wegfall: Eine Maßnahme mit fatalen Folgen

Im Januar 2020 verkündete Ministerpräsident Markus Söder die Absicht, den Numerus Clausus für das Grundschullehramt abzuschaffen, um dem Lehrermangel an Grundschulen entgegenzuwirken.

Anlässlich dieser Ankündigung trafen sich am 30. September 2020 Vertreter*innen des BLLV, unter anderem die Präsidentin Simone Fleischmann, die Bezirksvorsitzende Katja Meidenbauer, Klaus Wild aus der Fachgruppe Hochschule und Mitglieder der Studierendengruppe Regensburg sowie Vertreter*innen der Universität Regensburg zu einer Gesprächsrunde. Das Treffen wurde von Dr. Michael Haider (Akademischer Rat am Lehrstuhl Grundschulpädagogik) und Prof. Dr. Astrid Rank (Lehrstuhlinhaberin, Grundschulpädagogik) an der Universität Regensburg initiiert.

„Wir haben nichts dagegen, mehr junge Menschen auszubilden, aber die Studierenden sollten qualitativ gut ausgebildet werden.“

Meint Prof. Dr. Anita Schilcher (Fachdidaktik Deutsch, Leitung des Regensburger Universitätszentrums für Lehrerbildung). Dazu fehlten jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen. Die Universitäten seien nicht darauf vorbereitet, mehr Studierende aufzunehmen. Dies führe zwangsweise zu einer Minderung der Bildungsqualität. Dabei seien überfüllte Seminare noch geringste Problem. Prof. Rank sieht voraus, dass ein Engpass an Seminarplätzen langfristig sogar zu einer Verlängerung der Regelstudienzeit führen könnte - den Studierenden fehle es schlichtweg an Kursen. Das würde bedeuten, dass die Schulen zum einen noch länger auf den Nachwuchs warten müssten. Zum anderen wäre der zeitliche Verzug vor allem für die Studierenden, die auf die BAföG-Förderung angewiesen sind, finanziell eine Katastrophe. Die Vertreter*innen der Universität Regensburg sind sich einig:

Was fehlt sind die nötigen Mittel und mehr Stellen am Lehrstuhl, um dem Anspruch der wachsenden Zahl an Lehramtsstudierenden gerecht zu werden.

Klaus Wild stimmt den Aussagen zu und ergänzt, dass die hohe Qualität der Lehrerbildung in Bayern nicht gefährdet werden dürfe. Präsidentin Fleischmann betont außerdem, dass die Abschaffung des NCs den Schweinezyklus nur befeuere. Im Umkehrschluss fehlten anderen Schulformen die Lehramtsanwärter*innen, denn schon jetzt würde sich abzeichnen, dass die Zahl der Mittelschullehrkräfte durch eine erhöhte Studienplatzanzahl in der Grundschulpädagogik zurückgeht.

Es muss endlich darum gehen, langfristige Lösungen gegen den Lehrermangel zu finden!

Der BLLV hat mit dem Modell: Flexible Lehrerbildung eine solche Lösung bereits 2017 vorgelegt.

Gesprächsthema waren auch weitere „Baustellen“ der Lehrkräfteausbildung. Diskutiert wurden u.a. die Ausgestaltung der Praktika, der Erwerb von Zusatzzertifikaten als Teil des Studiums, die Entwicklung der beruflichen Professionalität sowie ein möglicher Umstieg vom Staatsexamen auf das Bachelor- und Mastersystem in Bayern.

Schlussendlich sind die Studierenden im BLLV der Meinung, dass der NC kein Hindernis für junge und motivierte Menschen sein darf, ihr Wunschstudium anzutreten. Mit anderen Worten:

Auch wenn die NC-Abschaffung keine Lösung zur Bewältigung des Lehrermangels darstellt, so ist sie doch in gewisser Hinsicht ein Erfolg für die freie Berufs- und Studienwahl in Deutschland.

Zur Autorin: Ingrun Zoerner ist als Vorsitzende der BLLV Studierendengruppe Regensburg aktiv.