Verschwundene Examen - wir wenden uns an die Politik!

Jedes Jahr verschwinden Prüfungen des ersten Staatsexamens. Das darf nicht sein, sagt der BLLV und wendet sich mit einem offenen Brief an die Politik.

An die Staatsminister
für Bildung und Kultus: Prof. Dr. Michael Piazolo, MdL
für Wissenschaft und Kunst: Bernd Sibler, MdL

Zentrales Anliegen bezüglich des Vorgehens im Fall verlorengegangener Staatsexamina

Sehr geehrte Herren Staatsminister,
aus gegebenem Anlass richten wir uns als Stimme der Studierenden im BLLV an Sie.

Die Phase Zeit des Staatsexamens markiert bei vielen LehramtsanwärterInnen eine nervlich aufreibende Zeit, die mit hoher psychischer Belastung einhergeht. Nachdem das Examen abgelegt wurde, weicht der Prüfungsstress für gewöhnlich einem Gefühl der Erleichterung und Vorfreude auf die zukünftige Lehrtätigkeit. Das trifft jedoch nicht in allen Fällen zu. Jedes Jahr gehen aufs Neue alles entscheidende Prüfungsunterlagen auf dem Versandweg oder während des Korrekturprozesses verloren. Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist dies für die Betroffenen eine Katastrophe: Wieder müssen sie sich dieser schwierigen Situation aussetzen, obwohl sie selbst keinerlei Schuld dafür tragen.

Hinzu kommt, dass das Kultusministerium die Studierenden mit unbefriedigenden und unmoralischen Lösungsvorschlägen konfrontiert: Entweder die Note 6 hinzunehmen oder den nächsten Prüfungsdurchgang abzuwarten und das Referendariat im Rahmen einer Hospitation anzutreten. Wir sagen: Das kann und darf nicht sein! Der Korrektur- und Versandprozess muss optimiert und modernisiert werden, bevor die nächste Prüfung verloren geht - und wenn es doch passiert, dann verdienen die Betroffenen zumindest faire Lösungen.

Unsere Vorschläge lauten:

  • Sicherheitskopien: Es muss in Zeiten der Digitalisierung möglich sein, die geschriebenen Examina, bevor sie an die zuständigen Korrektor*innen weitergereicht werden, digital zu sichern, um im Ernstfall auf digitale Kopien zurückgreifen zu können.
  • Optimierung des Versandprozesses: Es muss sichergestellt werden, dass die Examensprüfungen so versendet werden, dass der Versandprozess zu jeder Zeit nachvollziehbar ist, z.B. mithilfe von “Sicherheitsstationen” - ab dem Zeitpunkt der Prüfung bis zur Ablage der korrigierten Version.
  • Zeitnahe Kommunikation im Fall eines Verlusts: Die Prüflinge müssen frühestmöglich über den Verlust ihrer Examina informiert und über mögliche weitere Schritte aufgeklärt werden und nicht erst Monate später!
  • Faire Lösungsmöglichkeiten für die Betroffenen in Form eines Bonus bzw. Nachteilsausgleichs: Den Prüflingen müssen faire Alternativen dargelegt werden, die ihnen eine klare Entscheidungsgrundlage liefern. Möglich wären hier zeitnahe (außerordentliche) Ersatztermine und die Mitteilung des bisher erreichten Notendurchschnittes, um bestmöglich über eine mögliche Wiederholung entscheiden zu können. Das Angebot einer Bewertung mit der Note 6 ist ein unmoralisches Angebot und kein ernstzunehmendes Entgegenkommen den Studierenden gegenüber, die an der unglücklichen Lage keine Schuld tragen.
  • Referendariat: Das Referendariat sollte trotz der Verluste pünktlich angetreten werden können, aber ohne jeglichen Nachteil (eine vorübergehende Hospitation ist nicht gleichwertig).

Einige dieser Vorschläge ließen sich bereits für den nächsten Prüfungsdurchgang ohne großen Aufwand umsetzen. Wir bitten Sie daher, sich diesem Problem gleich anzunehmen. Damit würden Sie den verunsicherten LehramtsanwärterInnen zeigen, dass Sie die Thematik ernst nehmen und ihnen ein Zeichen der Wertschätzung entgegenbringen. Das ist vor allem jetzt wichtig, wo wir doch jede motivierte und qualifizierte Lehrkraft an unseren Schulen brauchen!

Selbstverständlich stehen wir für Gespräche hierzu gerne zur Verfügung.

Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Simone Fleischmann (BLLV-Präsidentin) Laura Teichmann (1. Vorsitzende der Studierenden im BLLV)

BLLV-Schreiben: Veschwundene Staatsexamen vom 25-09-2020 als Download