Erstes Staatsexamen Frühjahr 2020 - Nachteilsausgleich dringend notwendig

Die aktuellen Prüfungskandidat*innen leiden aufgrund der Corona-Pandemie unter unter erschwerten Lernbedingungen . Die Studierenden im BLLV fordern die Berücksichtigung der Ausnahmesituation durch einen entsprechenden Nachteilsausgleich.

“Eine außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Maßnahmen!” (Laura Teichmann, Vorsitzende der Studierenden im BLLV)

Mitte März wurde aufgrund der Corona-Pandemie das Aussetzen der ersten Staatsprüfung verkündet. Nun sollen die Prüfungen am 18.05.2020 ohne Weiteres fortgeführt werden.

Zu den psychischen Belastungen kommen erschwerte Lernbedingungen durch die Schließung von Bibliotheken, das Fehlen von Literatur, der Wegfall der Einnahmen aus dem Nebenjob, das Auslaufen des Mietvertrags, die Betreuung der eigenen Kinder und vielem mehr. Allerdings schenkt das Kultusministerium bei der Fortsetzung der Prüfungen diesen Umständen keinerlei Beachtung. Dabei sei die Stimmung unter den zukünftigen Lehrer*innen alarmierend. Uns erreichen jeden Tag um die 100 Nachrichten. Vor einigen Tagen schreib uns eine Lehramtsstudentin: “Aktuell sehe ich mich nicht mehr in der Lage, im September in das Referendariat gehen zu können und ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich das überhaupt noch möchte!“

Auch unsere Präsidentin Simone Fleischmann unterstützt unsere Forderungen:

“Um die Motivation der aktuellen Absolvent*innen aufrechtzuerhalten, ist ein Entgegenkommen des Kultusministeriums dringend notwendig!” (Simone Fleischmann, Präsidentin)

Wichtig ist vor allem eine transparente Kommunikation seitens des Kultusministeriums sowie ein Nachteilsausgleich, der die besonderen Umstände der Betroffenen angemessen berücksichtigt und die Vergleichbarkeit der Abschlüsse gewährleistet. Dabei schlagen wir konkrete Lösungsmöglichkeiten vor: 

  • ein zusätzlicher Freiversuch
  • eine adäquate Kulanz bei der Korrektur (z.B. in Form eines Notenbonus)
  • die Möglichkeit einer Notenmitnahme bei Rücktritt (ohne Nachweis von Gründen)

Zudem sollte bei der Fortführung der Prüfungen ein ausreichender Infektionsschutz gewährleistet werden. 

Allem voran steht die Forderung, den Betroffenen zu garantieren, dass sie pünktlich ins Referendariat starten können.

“Wir raten dem Kultusministerium dringend, den Betroffenen einen Nachteilsausgleich in Aussicht zu stellen, um die brodelnde und enttäuschte Stimmung wieder einzufangen.” (Laura Teichmann)

Nach der Verkündung der Fortführung der Prüfungen ist die Aufregung vor allem in den sozialen Netzwerken riesig. So hat sich auf Facebook innerhalb weniger Tage eine Facebook Gruppe "Erstes Staatsexamen Frühjahr 2020" mit über 1.300 Mitgliedern gebildet. Auch hier steht die Forderung nach einem Nachteilsausgleich im Vordergrund.

Diese Ausnahmesituation macht den generellen Reformbedarf der Prüfungsform des Ersten Staatsexamens noch einmal deutlicher. 

Mit der Petition “Stexit -für ein faires Staatsexamen”, die bereits von fast 4.000 Unterstützer*innen unterzeichnet wurde, stießen wir bereits Anfang des Jahres eine Initiative an, die auf die “konservative, starre und realitätsferne” Prüfungsform des Examens aufmerksam macht: „Das Staatsexamen ist ein regelrechter Motivationskiller“, dabei sind sich die Mitglieder des Vorstands der Studierenden im BLLV einig. 

Unsere Präsidentin betont:

“Bayerns Schulen brauchen junge, motivierte Absolventen und Absolventinnen, die als zukünftige Lehrkräfte ihr Wissen mit Freude und Elan an die Generation von morgen weitergeben. Um den Lehrermangel langfristig zu stoppen müsse der Fokus nun dringend auf die jüngste Generation gerichtet werden!” (Simone Fleischmann)

Die Schwundquote der Lehramtsstudierenden liegt bei über 40 Prozent. In Zeiten eklatanten Lehrermangels kommt es auf jeden einzelnen Studierenden an. Allein um die bloße Unterrichtsversorgung sicherzustellen, fehlen bis 2025 über 10.000 Lehrkräfte in Bayern - ganz zu schweigen von dem dringend notwendigen Personal für die Umsetzung des beschlossenen Rechtsanspruchs auf Ganztag, für Inklusion oder individuelle Förderung. 

Wir dürfen nicht weiter zu sehen, wie wir qualifizierte Lehramtsstudierende verlieren!